[stip-stu] Studiengebührenerlass

Mathias Häbich m.haebich at gmx.de
Fri Jun 22 21:45:55 UTC 2007


Hallo,

ich nehme an, du beziehst dich auf Ralfs Mail. Bitte zitiere die 
Beiträge, auf die du dich beziehst, siehe http://learn.to/quote.

Arno Zilliken schrieb:
> 1. Das gesamte Modell der Studiengebühren richtet sich gegen das  
> Sozialstaatmodell, daher finde ich es unerklärlich und  
> aufschneiderisch, dass Du es unter diesem Vorwand auch noch verteidigst.

Das hat Ralf nicht getan. Und auch sonst niemand hier. Worauf beziehst 
du dich?

> 2. Eine Befreiung von Stipendiaten und/oder überdurchschnittlichen  
> Leistungen ist nichts weiter, als eine kleine Möglichkeit vor allem  
> auch für ärmere Familien,

Ab hier leider falsch. Kinder aus "sozial schwachen" Familien werden 
unterproportional gefördert. Das ist zugegebenermaßen kein Wunder, weil 
sie schon unterproportional Abi machen, aber soweit ich weiß, sind die 
sog. Begabtenförderungswerke nochmal eine soziale(!) Hürde. Überraschend 
ist das nicht -- wenn Papa das Studium finanziert, ist es nunmal 
einfacher, nebenher was Soziales zu machen und/oder einfach durch Fleiß 
fachlich gut zu sein, als wenn man nebenher 20 Stunden pro Woche jobben 
muss.

Ich finde dazu leider auf die schnelle keine belastbaren Daten und wäre 
froh darüber, mich eines besseren belehren zu lassen.

> den Gebühren zu entkommen, falls jedoch -  
> und das lese ich zwischen den Zeilen - hier jemand einen Zusammenhang  
> zwischen dem sozialen Status des Elternhauses und der  
> Wahrscheinlichkeit, ein Stipendium zu erhalten sehen will, dann hat  
> er die Bankrotterklärung unseres ach so sozialen Staats bereits  
> hiermit ausgesprochen.

Dass es mit unserem Sozialstaat nicht in jeder Hinsicht zum besten 
steht, ist kein Geheimnis.

> 3. Ich bin absolut dafür, dass wir einen Versuch starten!

Ich bin dagegen. Bzw. ist es natürlich jedem freigestellt, sich daran zu 
beteiligen, aber ich werde es nicht tun, unter anderem aus folgenden 
Gründen:

* Wie bereits erwähnt würde eine Befreiung von Mitgliedern von 
Begabtenförderungswerken Studiengebühren nur noch sozial ungerechter 
machen, als sie es sowieso schon sind. Das Büchergeld deckt bereits 96 % 
der Studiengebühren ab, de facto könnte man uns also sowieso als befreit 
ansehen. Uns zusätzlich zu unserem Stipendium nochmal 1.000 € im Jahr zu 
schenken, halte ich für übertrieben.

* Ist eigentlich niemandem klar, dass die Förderung durch ein Werk kein 
Kriterium für irgendwas ist? Abgesehen davon, dass alle Werke außer der 
Studienstiftung bestimmte Weltanschauungen bevorzugen dürften, spielen 
auch bei der Studienstiftung der Modus der Auswahl und die 
Persönlichkeit der Gesprächspartner eine viel größere Rolle als die 
eigenen Fähigkeiten und die eigene Person. Ich kenne Leute, die sowohl 
fachlich mehr drauf haben als ich, als auch gesellschaftlich engagierter 
sind, und trotzdem nicht in der Studienstiftung sind, obwohl sie 
mehrmals vorgeschlagen wurden, ich kenne Leute, die fachlich exzellent 
sind, sich aber bewusst egoistisch der Gesellschaft verweigern, und 
Leute, die zwar ganz nett, aber in ihrem eigenen Fach weniger zuhause 
sind als ich, der ich nicht einmal interessierter Laie bin, und die 
trotzdem durch Abiturvorschlag in die Studienstiftung gekommen sind. Von 
meinen eigenen Auswahlverfahren könnte ich auch Anekdoten berichten...

Also, wenn schon aufgrund fachlicher "Exzellenz" und/oder 
gesellschaftlichem Engagement befreit werden soll, dann bitte mit 
eigenen Auswahlverfahren. Ja, das kostet u.U. Geld. Deshalb bin ich da 
auch skeptisch. Aber der genannte Vorschlag ist grob unverantwortlich.

Gruß,
Mathias


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